American McGees Alice
Inhaltsverzeichnis
Gameplay
Graphik
Sound & Musik
Story
Wiederspielbarkeit
Negatives
Fazit
Gameplay/Allgemeines
American McGee's Alice ist wohl am ehesten als Action-3D-Third-Person-Jump-and-Run zu bezeichnen. Es spielt in einer düsteren Version von Alices Wunderland, in der alles albtraumhaft verzerrt ist.
Das Spiel ist ein seltsames - man hat beim spielen das Gefühl, als würde sich das Spiel die grösste Mühe geben, schlecht zu sein, was es aber nie ganz so schafft, also ziemlich gegenteilig von dem, wie es bei anderen Spielen abläuft. Der Aufbau der einzelnen Level beinhaltet sozusagen alles, was man aus anderen Spielen des Genres zu hassen gelernt hat. Da gibt es mehrere Wasserlevel samt fehlender Luftanzeige und schnellem Ertrinken, ein Level, bei dem man in einem grossen Labyrinth umherirrt, mehrere Level, bei denen man durch einen Fehltritt oder durch runtergeschubbstwerden in todbringende Lava stürzt, ein kurzes Eislevel und so weiter. Dennoch macht das Spiel Spass, besonders auch durch die Grafik und die tolle Musik.
Steuerungstechnisch ist es in Ordnung. Die automatische Kamera positioniert sich fast immer so, wie sie es sollte, um die Gegner zu sehen oder die Sprünge zu planen, diese Sprünge sind auch schnell reagierend und präzise - wartet man ein-zwei Sekunden, kriegt man sogar angezeigt, wo man landen würde, würde man nun springen, was für die kniffligeren Hüpfstellen sehr angenehm ist.
Die Waffen, die es im Spiel gibt, bestehen Hauptsächlich aus Spielzeugen, die es schon zu Lewis Carrolls Zeiten gab, was dem Spiel in seiner Vermischung vom kindlichen Charme von Alice und den Gruselelementen einer Alptraumwelt nur hilft. Leider sind die Waffen nicht sonderlich ausgeglichen - die brauchbareren brauchen viel zu viel Willensstärke (Waffenenergie), während die anderen zu langsam oder zu schwach sind, um wirklich was auszurichten. Man wird im Spiel wohl nur gerade drei der Waffen wirklich benutzen - Das Vorpal Blade vom Anfang für Präzisions-Fernschüsse, die Jackbomb für Gruppen und die Jacks of Death für einzelne Gegner. Ich benutze hier die englischen Namen, weil ich die deutschen Übersetzungen der Waffen ziemlich ungelungen finde (aber die sieht man ingame eh nicht).
Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist ziemlich Hoch. Bis man die Jacks bekommt, wird es immer schwerer, dann, sobald man sie hat (etwa Mitte des Spiels), wird es wieder um einiges leichter, aber nur für kurze Zeit, dann steigt er wieder.
Graphik
Man merkt der Quake3-Engine das alter an, alles ist sehr klotzig. Detaillierte Modelle sind selten, meisten besteht das Level aus Blöcken. Jedoch haben die Macher diese Grafikschwäche (und damals war es noch gar keine Schwäche, das Spiel ist nun ja auch schon beinahe 10 Jahre alt) durch gut gemachte Texturen mehr als ausgebügelt. Meist sind sie eher subtil und entfalten ihr Wesen erst, wenn man darauf achtet. Was man erst für eine Wand mit Blutspritzern hielt, stellt sich bei naher Betrachtung als eine mit wirren Sätzen vollgeschriebene Wand dar - was eigentlich noch gruseliger ist. In einem kurzen Irrenheimabschnitt, wo man an den Zellen an sich nur vorbeigeht, sieht man beim zweiten Blick, dass die Wände blutige Handabdrücke darauf haben und so weiter.
Auch wurde alles schön düster gehalten. Nie so, dass man sich eine Lampe wünschte, aber immer so, dass man ein beklemmendes Hintergrundgefühl hat. Wirklich Angst hatte ich in diesem Spiel nie, wie auch noch in keinem Anderen, aber die gruselige Atmosphäre war recht angenehm - auf jeden Fall besser als billige Schockeffekte wie in Doom 3 oder so.
Sound & Musik
American McGee's Alice ist wohl das erste Spiel, bei dem mir die Musik direkt auffiel, anstatt dass ich erst durch spätere Reflektion auf sie gekommen war. Sie ist sehr stimmig und passt wunderbar in die Atmosphäre rein. Ausserdem wurden ihr auch immer noch kleine Nebengeräusche, wie das leise Ticken einer Uhr, beigemischt, was den Eindruck eines lebendigeren Environments gibt.
Die Sprachausgabe ist da hingegen wieder etwas anderes. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass die Sprecher keinen Schimmer hatten, in was für eine Szene das dann kommen wird. Als Beispiel: Als man die Maus vom oberen Screenshot antrifft, fragt Alice "Was habt ihr getan? Tee verschüttet? Na los, gesteht!" (Dem Sinn nach wiedergegeben). Im original war das bestimmt in sehr zynischem Ton gesagt - in der Deutschen Version sagt Alice es, wie wenn es sie nicht im geringsten Berühren würde, ja, wie wenn diese Tortur was angenehmes wäre. Sie sagt es in einem Tonfall, in dem wir "Guten Tag, schönes Wetter heute" sagen würden. Das kann die Atmosphäre doch sehr schädigen.
Story
Die Story ist gut gelungen. Im Spiel geht es darum, dass Alice sich aus ihrem brennenden Haus Retten konnte, während ihre Eltern darin umkamen und sie deren Schreien lauschen musste. Dadurch fällt Alice voller Selbstzweiflung und Selbstbeschuldigung, dass sie ihre Eltern nicht zu Retten versuchte, in einen Starre und zieht sich ganz in ihre Psyche zurück. Während man Alice in ihrer eigenen alptraumhaften Fantasiewelt, einer Perversion des Wunderlandes, steuert, ist ihr Körper in einem Irrenhaus und liegt starr herum. Man kämpft sich also durch ihr Unterbewusstsein bis zur anthropomorphisierten Wurzel ihrer psychischen Probleme, die es auszureissen gilt. Als kleines extra hat es im Booklet ein Gesundheitstagebuch der für Alice verantwortlichen Ärztin, das man eigentlich erst richtig versteht, wenn man das Spiel schon durchgespielt hat.
Wiederspielbarkeit
Eher hoch. Zwar gibt es keine neuen Sachen zu entdecken, da das Spiel sehr linear ist, aber ansonsten macht es genug Spass, dass man es wohl gerne wieder einmal spielt.
Negatives
Ein paar verhasste Levelkonzepte, die zum Glück meist schnell vorbei sind
Die Synchronstimmen
Oft ein etwas zu hoher Schwierigkeitsgrad
Quicksaves werden im Laden-Menü nicht angezeigt
Es gibt an manchen (seltenen) Stellen unvorhergesehene Spielabbrüche. In einem Level schnappt beispielsweise ein Riesenfisch nach einem, sobald man im Wasser stehen bleibt, was in sofortigem Tod resultiert. Vorgewarnt wird man nicht.
Fazit
American McGee's Alice hat seine schwächen, aber alles in allem ist es ein schön düsteres, interessantes und kurzweiliges Spiel, das sich durchaus zu Spielen lohnt. Schon wegen dem tollen Design der Grinsekatze (Die es inzwischen in so viele Forenavataren schaffte, dass es sich bezweifeln lässt, ob die Leute das Spiel überhaupt kennen) allein ist es sehenswert.
Bewertung: 8/10